
Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien e.V.
Menschen zusammenbringen und Verständnis füreinander schaffen
„Migranten und deutsche Nachbarn haben viele Gemeinsamkeiten“ – davon ist Ali Elis überzeugt. Er ist Gründer und erster Vorsitzender des Zentrums für Migranten und Interkulturelle Studien e.V. in Gröpelingen. Man müsse sie nur zusammen- und ins Gespräch bringen. „Wir wollen Vorurteile abbauen und ein Zusammenleben ohne diese schaffen“, erklärt der gebürtige Türke, der Bremen im Rahmen seines Sozialpädagogikstudiums vor 51 Jahren zu seiner Wahlheimat gemacht hat. Er kennt die Herausforderungen, die das Miteinander vieler Nationen verursacht. Aus diesem Grund gründete er 1981 das Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien, kurz ZIS.
Integration unter Wahrung kultureller Eigenständigkeit

„Unsere Gesellschaft ist bunt und wird immer bunter. Zum Teil leben bis zu 70 Nationen mit 70 verschiedenen Sprachen und 70 unterschiedlichen Kulturen in unseren Stadtteilen. Das macht es interessant und lebenswert“, sagt Ali Elis.
Es gibt zwar kulturelle Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten. Ob aus der Ukraine, aus Portugal, der Türkei oder Deutschland – in all diesen Ländern gibt es Themenbereiche, die ähnlich sind, Kindererziehung und Schule zum Beispiel. Man muss sie nur finden. „Auch Singer-Nähmaschinen oder ‚Pelikan‘-Tinte gehören dazu. Also reden wir darüber“, sagt Ali Elis lachend. Denn wenn die Menschen sich erst einmal austauschen, entdecken sie ihre Gemeinsamkeiten, lernen sich besser kennen, erfahren etwas über die anderen Kulturen und stärken ganz nebenbei ihre Sprachkompetenz durch aktives Reden.
Insbesondere bei der älteren Generation ist die Sprachbarriere hoch. „Oft haben die Migrantinnen und Migranten bis heute keinen Sprachkurs absolviert, sondern die deutsche Sprache nur durch Hören-Sagen mehr oder weniger gut gelernt“, unterstreicht Ali Elis. Sprechen ist wichtig, deshalb wird in den vom ZIS angebotenen Deutschkursen und Begegnungen viel geredet. Wie feiert man in den verschiedenen Ländern Hochzeiten, Geburtstage, Weihnachten oder das Opferfest? Die Kursteilnehmenden erfahren durch Erzählungen viel über andere Kulturen in ihrer Nachbarschaft – immer mit dem Fokus darauf, Vorurteile abzubauen.
Mit Seniorinnen und Senioren arbeiten

„Die erste Generation, die in den 60er-Jahren nach Bremen gekommen ist, hat relativ isoliert gelebt. Das hat Vorurteile entstehen lassen“, weiß der erste Vorsitzende. Deshalb liegt ein Schwerpunkt vom ZIS auf der Seniorinnen- und Seniorenarbeit, denn oft setzen sich derartige Vorurteile bis in die heutige Generation fort. Sprachverständnis fördert auch das Verständnis füreinander und hilft somit nicht zuletzt den Kindern. Das fängt beim Besuch eines Elternabends in der Schule an. Sind die Eltern der deutschen Sprache mächtig, können sie besser am Leben ihrer Kinder teilhaben.
Neben klassischen Deutschkursen bietet das ZIS Kurse an, die gemeinsame Erlebnisse schaffen. Malkurse sind etwa bei älteren Frauen sehr beliebt. „Wenn eine Großmutter malt und ihre Bilder in einer Ausstellung zeigt, kommt sie ganz anders mit ihren Enkelkindern ins Gespräch und erntet Bewunderung. Die Enkelkinder sind stolz auf die Oma. Und die Seniorin erhält mehr Wertschätzung in der Familie. Außerdem knüpft sie Kontakte zu anderen Frauen. So entstehen neue Freundschaften, die den Blick auf andere Kulturen verändern“, berichtet der ZIS-Gründer.
Job- und Wohnungssuche, Demenz und andere Schwierigkeiten

Die Sprachkompetenz ist generell der Schlüssel, um sich in einem anderen Land gut einzuleben und wohlzufühlen. Um eine Wohnung und einen Job zu finden, ist die Verständigung wichtig. Damit sie sicher in der neuen Sprache werden, bietet das ZIS Deutschkurse für verschiedene Zielgruppen an.
Bei Demenzkranken gewinnt die Sprachkompetenz eine ganz andere Bedeutung. „Denn Demenzkranke vergessen oft ihre Sprachkenntnisse – außer die ihrer Muttersprache“, sagt Ali Elis. Das heißt: Um diese Menschen nicht in die Einsamkeit und Isolation abrutschen zu lassen, ist Hilfe gefragt. Das ZIS beschäftigt daher Fachkräfte und verfügt über ehrenamtlich Mitarbeitende mit derselben Muttersprache. Sie können in diesen Fällen helfen – sei es bei Beratungen, Vermittlungen oder Gesprächstherapien.
Autorin: Daniela Conrady
Weitere Informationen gibt es auf der Website des ZIS.
Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Vereine in Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.