
Fahrradstraße Bremen
Hansestadt mit gutem Angebot für Radfahrende
In keiner anderen Stadt Deutschlands mit mehr als 500.000 Einwohnenden legen mehr Menschen ihre Wege mit dem Rad zurück als in der Hansestadt. Nicht umsonst sind Fahrradstraßen in Bremen sowie auch in vielen weiteren Städten in Deutschland zu einem wichtigen Bestandteil der Verkehrsinfrastruktur geworden. Diese speziell gekennzeichneten Straßen bieten Radfahrern einen sicheren Raum und fördern gleichzeitig eine umweltfreundlichere Fortbewegungsart.
Was sind eigentlich Fahrradstraßen?

Die Herbststraße in Bremen war dabei sogar im Jahr 1978 die erste Fahrradstraße in Deutschland. Nach einem Vorbild aus Amsterdam umgestaltet, war das Projekt aber kein Bestandteil der Straßenverkehrsordnung (StVO). Erst mit der Novelle im Jahr 1997 wurden Fahrradstraßen in die StVO aufgenommen und Städte fingen an, die Möglichkeiten zu nutzen. 2020 wurde in der Hansestadt dann die erste Fahrradzone Deutschlands für den Verkehr freigegeben. Das Konzept der Fahrradstraße wurde dabei in der Bremer Neustadt auf ein ganzes Stadtviertel übertragen, um den Radverkehr zu stärken. Rund 2,5 Kilometer Straßenraum wurden dabei als Fahrradzone ausgewiesen und umgestaltet. Kopfsteinpflasterstraßen wurden mit einer ebenen Fahrbahn versehen, komfortable Querungen an Hauptverkehrsstraßen eingerichtet, mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder oder Lastenräder geschaffen und weitere Maßnahmen ergriffen, um das Radfahren in dem Bereich komfortabler zu machen. Aktuell ist der Ausbau der Premiumrouten für die Stadtentwicklung ein wichtiges Thema. Derzeit wird die Lange Reihe in Walle zu einer Fahrradstrecke umgebaut.
Vorfahrt für Radfahrende auf den Premiumrouten

Diese Premiumrouten sollen es als ausgewiesene Strecken ermöglichen, mit dem Fahrrad schneller und besser Entfernungen auch in der Stadt zurückzulegen. Fahrradstraßen sind dabei spezielle Verkehrswege, die in erster Linie für den Radverkehr vorgesehen sind. Sie sind deutlich durch entsprechende Verkehrsschilder und oft auch durch Markierungen auf der Fahrbahn gekennzeichnet. In Deutschland beispielsweise ist das Schild „Fahrradstraße“ weithin bekannt. Auf diesen Straßen dürfen Autos zwar in der Regel fahren, jedoch nur unter Berücksichtigung strenger Regeln. Radfahrer haben Vorrang, die Höchstgeschwindigkeit für Kraftfahrzeuge ist oft auf 30 km/h oder weniger begrenzt und Überholvorgänge sind nur eingeschränkt erlaubt und müssen mit besonderer Vorsicht erfolgen.
„In Bremen wurde Pionierarbeit geleistet. Es ist zweifellos eine herausragende Fahrradstadt“, freut sich Özlem Ünsal. Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung misst dem Radverkehr große Bedeutung für den Verkehrsmix bei und elementar für die Erreichung der ambitionierten Klimaziele. „Wir legen auch einen Fokus auf die Sanierung der bestehenden Radinfrastruktur gerade in den peripheren Quartieren“, führt die Verantwortliche aus. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) kritisiert die aktuelle politische Ausrichtung: „Fußverkehr, ÖPNV und allen voran der Radverkehr brauchen Ausbau, vor Ertüchtigung, vor Erhalt. Wer zu schmale und nicht den geforderten Standards entsprechende Radwege saniert, schmeißt das Geld zum Fenster raus“, stellt der Verein fest, der ursprünglich 1979 in Bremen gegründet wurde und sich nun bundesweit für die Interessen von Fahrradfahrenden einsetzt.
Positive Auswirkungen auf Sicherheit, Umwelt und Gesundheit

„Wir haben uns mit der Vision Zero vorgenommen, das Ziel von 0 Verkehrstoten zu erreichen. Das finde ich ein extrem zentrales Anliegen“, sagt Ünsal. Einer der Hauptvorteile von Fahrradstraßen ist nämlich die erhöhte Sicherheit für Radfahrer. Da Autos hier nur geduldet und durch Geschwindigkeitsbegrenzungen eingebremst werden, verringert sich das Risiko von Unfällen erheblich. Fahrradstraßen in Bremen bieten zudem genügend Platz, sodass Radfahrer sich nicht bedrängt fühlen und sicherer fahren können. Besonders für weniger erfahrene Fahrende, Kinder und ältere Menschen ist dies von großer Bedeutung. Alles zusammen führt zu einem komfortableren Fahrerlebnis und ermutigt mehr Menschen, das Fahrrad als Verkehrsmittel für den Arbeitsweg zu nutzen.
Die Förderung des Radverkehrs in Bremen durch Fahrradstraßen hat auch positive Auswirkungen auf die Umwelt. Fahrräder sind emissionsfreie Verkehrsmittel und tragen zur Reduktion von Luftverschmutzung und Lärmbelästigung in Städten bei. Durch die Bereitstellung sicherer und attraktiver Fahrradwege können Städte wie Bremen den Autoverkehr reduzieren und somit ihren CO2-Ausstoß verringern. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu nachhaltigeren und lebenswerteren Städten. Weniger motorisierter Verkehr bedeutet auch weniger Lärm und eine bessere Luftqualität. Fahrradstraßen können zur Belebung der Stadtteile beitragen, da sie oft auch als sozialer Raum genutzt werden. Menschen begegnen sich, kommunizieren und nutzen den gewonnenen Platz für Freizeitaktivitäten, was die Lebensqualität in urbanen Gebieten auch in der Hansestadt erhöht.
Radfahren ist eine gesunde und umweltfreundliche Fortbewegungsart. Fahrradstraßen fördern den körperlichen Aktivitätslevel der Bevölkerung und tragen so zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit bei. Regelmäßiges Radfahren kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit verringern. Darüber hinaus stärkt es das Immunsystem und verbessert die psychische Gesundheit, da es Stress reduziert und das Wohlbefinden steigert.
Wirtschaftliche Vorteile überwiegen Herausforderungen
Auch wirtschaftlich können Fahrradstraßen durchaus von Vorteil sein. Sie können den Einzelhandel beleben, da Radfahrende oft näher an Geschäften halten und diese häufiger besuchen als Autofahrende. Zudem sind die Kosten für den Bau und die Instandhaltung von Fahrradstraßen in der Regel niedriger als die für Straßen, die für den Autoverkehr ausgelegt sind. Städte, die in Fahrradinfrastruktur investieren, können langfristig von geringeren Gesundheits- und Umweltkosten profitieren. „Auch der Tourismus profitiert davon. Wir haben mit dem Weserradwanderweg einen der beliebtesten Radwanderwege vor der Haustür“, sagt Ünsal.
Obwohl Fahrradstraßen durchaus viele Vorteile bieten, gibt es auch einige Herausforderungen. Autofahrende und Radfahrende müssen lernen, die Regeln der Fahrradstraßen zu respektieren und Rücksicht aufeinander zu nehmen. Dies erfordert Aufklärung und gegebenenfalls Sanktionen bei Verstößen. Städte müssen bereit sein, die Ausgaben für eine verbesserte Infrastruktur zu tätigen, um langfristig von den Vorteilen zu profitieren. In dicht bebauten Stadtteilen kann es jedoch schwierig sein, ausreichend Platz für Fahrradstraßen zu schaffen. Kreative Lösungen wie temporäre Fahrradstraßen oder die Umwidmung von bestehenden Fahrspuren können da Abhilfe schaffen.
Fahrradstraßen sind auch in Bremen ein wesentliches Element moderner Verkehrspolitik, die auf Nachhaltigkeit, Sicherheit und Lebensqualität abzielt. Sie bieten zahlreiche Vorteile, und immer mehr Städte in ganz Deutschland investieren in den Ausbau ihrer Infrastruktur für Radfahrende. Trotz der bestehenden Herausforderungen überwiegen die Vorteile als zukunftsweisende Verkehrslösung. Nicht umsonst setzt auch Bremen auf das Thema Fahrrad und mit der Aktion FAHRRADja 2024 auf die Drahtesel. Neben vielen Veranstaltungen und Mitmachaktionen in der Hansestadt gibt es nicht nur in diesem Jahr viele Angebote und Touren zu erkunden.
Weitere Informationen finden sich auf dieser Seite zur Radinfrastruktur in Bremen.
Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Nachhaltigkeit“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.